DER TEUFEL TANZT IN EINER BACKSTUBE

Zu Silz im Oberinnthal wollte eine recht übermüthige Person, die bei einem Bäcker als Magd angestellt war, durchaus einmal mit dem Teufel tanzen. Als sie einst bei Nacht allein in der Backstube saß, fieng sie an, unter so gräulichen Flüchen den "Untern" anzurufen, dass er auch alsogleich erschien und mit ihr wild rumtanzte. Der Nachtwächter, welcher gerade durch das Dorf die Runde machte, sah jemanden in das Bäckerhaus gehen und schaute durch das offene Fenster in die Backstube. Sofort erkannte er an den Geißfüßen den Teufel und stichelte, um die beiden zu stören, mit seiner Lanze hinein. Als der Tänzer dies bemerkte, ließ er die Dirne los und gieng hinaus, um sich an dem Störenfried zu rächen. Allein der Nachtwächter sagte zu ihm: "Bis datto bin i schun no b'segn't". Nun konnte ihm der Satan nichts anhaben und musste weichen. Der Hüter der Nachtruhe gieng darauf in die Backstube und fragte die Magd, ob sie auch wisse, mit wem sie getanzt habe. Diese musste aber schon ganz verrückt gewesen sein, denn sie antwortete in vollem Ernste: "Jo freili woaß i's; mit mein Schwiegersuhn".

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 79, Seite 90