Geistende Bäurinnen
Eine Bäurin von Weerberg lag einst schwerkrank darnieder. Sie wurde
aber von ihren Angehörigen sehr nachlässig gepflegt und man
reichte ihr nur schmale und schlechte Kost, so daß sie bald der
Krankheit und Entbehrung zum Opfer fiel. Nach ihrem Tide spukte es in
jenem Haus, und alle Dienstboten liefen dem Bauer davon, denn niemand
wollte mehr darin die Nacht zubringen. Da versuchte man einmal, die geistende
Bäurin wegzubringen, allein diese erklärte: "Ihr könnt
mich wohl in meine Sterbekammer bannen, aber darin müßt ihr
mich fünfundzwanzig Jahre haben. Wenn man mir nämlich während
meiner Krankheit wenigstens eine stärkende Suppe vergönnt hätte,
wäre ich wieder genesen und hätte noch ein viertels Jahrhundert
gelebt, welche Zeit ich nun als Geist "einbringen" muß.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 30/2.