Hexentänze
Tiroler Trachtendarstellung "Marketenderin",
Sgraffito
Bahnhof Seefeld
© Berit
Mrugalska, 13. September 2004
Ein Bauernbursche in Seefeld liebte ein bildhübsches Mädchen seines Heimatortes und kam so oft er Zeit hatte, zu ihm auf den Heimgarten; nur für die Donnerstage hatte ihm dasselbe den Besuch ausdrücklich untersagt. Als er nun an einem solchen Tage abends allein in der Stube saß, stieg ihm ein Argwohn gegen seine Geliebte auf und er dacht sich: "Teifl no ...! hot se ebber heit an ondern Buab'n?" Um über diesen Punkt Gewißheit zu erhalten, schlich er in das Haus seines Schätzchens und versteckte sich in der Küche. Das Mädchen war gerade mit seinen Angehörigen beim Abendessen in der Stube, kam aber bald herein, das Geschirr abzuspülen. Als es mit dieser Arbeit fertig war, zog dasselbe aus der Höhlung unter dem Herde einen Topf hervor, der eine Salbe enthielt, mit welcher es sich die Fußsohlen einschmierte. Dann sprach es die Worte: "Oben aus und nirgends un" und flog zum Kamin hinaus. Bestürzt darüber, daß sein Dirndl eine Hexe war, stahl sich der Bursche wieder aus dem Hause und erzählte andern Tags alles dem Herrn Pfarrer. Dieser rieth ihm, am nächsten Donnerstag wieder hin zugehen, aber diesmal nicht mehr heimlich, und die Fahrt mitzumachen, falls ihn das Mädchen dazu einladen würde. Wenn ihm aber jemand ein Buch bringe, solle er die Namen Jesus, Maria und Josef hineinschreiben. An jenem Tage besuchte er nun seine Geliebte und willigte auf die Frage, ob er nicht mitfahren wolle, gerne ein. Beide bestrichen sich mit der Salbe und fuhren durch's Kamin hinaus; sie "vir aus" und er "hint'n noch'n". Nicht lange währte es und er saß neben seinem Liebchen in eine, glänzenden Saal. Hier speisten viele Frauen und Mädchen an einer reich besetzten Tafel. Er war das einzige Mannsbild in der ganzen Corona und unterhielt sich vortrefflich. Da kam ein Herr mit einem großen Buche dem "Teufelsprotokoll" und Schreibzeug in den Saal hinein, trat auf den Burschen zu und sagte zu ihm, wenn er für beständig an diesen Versammlungen theilnehmen wolle, brauche er sich nur hier zu unterschreiben. Der Jüngling that nun, als ob er seinen Namen unterzeichnen wolle, befolgte aber dabei den Rath seines Seelsorgers. Jetzt brach Knall und Fall der schöne Saal zusammen, alles verschwand, die Kerzen erloschen, und der Bursche stand auf einem Plätzchen, mitten in einer moorigen Wiese, wo da Gras wie von Pferdehufen zerstampft war; das Buch lag neben ihm auf den Boden. Erhob dasselbe auf und trug es sogleich zum Herrn Pfarrer. Dieser Konnte nun die Namen aller Hexen der Gemeinde herauslesen und ersah daraus, saß in Seefeld mehr Hexen waren, als andere Weiber. Der Bursche aber durfte sich nach dem Abend-Ave-Marialäuten nie mehr auf der Straße sehen lassen, sonst hätten ihn wohl die Hexen übel zugerichtet.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 108/5.