Hexentänze

Zwei Dirnen, die nachts von Stumm nach Zell zurückkehrten, gewahrten einmal einen Hexentanz beim Neuwirt. Alle Fenster des Hauses waren hell erleuchtet und reizende Musik klang zu ihnen auf die Straße heraus. Neugierig bleiben die Dirnen stehen und warteten, bis jemand herauskäme. Plötzlich fuhr ein "Gratt'l" mit zwei Böcken bespannt, die ein schwarzer Kerl lenkte, der niemand anderer als der Teufel selbst war, vor die Thüre des Wirtshauses. Gleichzeitig kamen eine Menge fein gekleideter Herren und Frauen heraus und setzten sich alle auf das kleine Gefährt. Der Kutscher lud nun die beiden erstaunten Mädchen ein, auch mitzufahren und auf die Frage derselben, wie weit es gehe, erwiederte er: "Bis Schwoz". Das war den Dirnen zu weit. Der Karren aber schoß mit einem Ruck über die Zillerbrücke und zerstob dann nach allen Richtungen.

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Ein andersmal begegnete ein solches Gefährt kurz vor Mitternacht einem alten Geigerlein auf der Udernser Wiese im Zillerthal. Der Kutscher hielt die Böcke an und fragte es: "Hoi, Seppal, mogscht nid aufhöck'n; abissal aufspiel'n?" Der angeredete überlegte nicht lange, setzte sich zu ihm, und der Karren jagte mit Windeseile über Stock und Stein dahin. Bald hielt er aber vor einem großen, hell erleuchteten Schlosse und de Kutscher wies den Spielmann in einen prunkvollen Saal, wo viele Herren und Frauen bei ein, köstlich duftenden Mahle saßen. Auch ihm wurde reichlich vorgesetzt und obwohl die Speisen nicht gesalzen waren, ließ er sich's doch gut schmecken. Als er sich satt gegessen hatte, steckte er noch ein großes Stück Kuchen zu sich und fieng dann an, aufzuspielen. Die ganze Gesellschaft huldigte nun in wilder Lust dem Tanze. Plötzlich aber kam es dem Spielmann vor, als gehe es nicht mehr mit rechten Dingen zu; das Getöse war verstummt, der blendende Lichterglanz erloschen, und beim fahlen Scheine des Mondes sah er sich auf einem "grausigen G'moier" hoch droben, am Sonnwendjoch. Voller Angst irrte er herum, um einen Pfad ins Thal hinab zu finden. Dabei verspürte er endlich Hunger und griff nach dem Kuchen, den er beim Hexenmahle eingesteckt hatte; doch zu seinem Schrecken hatte sich dieser in Pferdemist verwandelt.

Pferdemist©Berit Mrugalska
Pferdemist, Bayern
©Berit Mrugalska, 15. Mai 2004



Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 108/2 und 108/3.