Der Schatz im "Klob'n Schrofen"
Unterhalb der hohen Saile liegt zwischen dem Mittagsschrofen und dem
Spitzmanndl ein Felsenriß, der sogenannte "klob'n Schrofen".
In diesen Spalt steig häufig ein Venediger-Manndl mittels eines "sechssprißligen"
Leiters hinab und an der andern Wand wieder hinauf. Es hatte nämlich
dort unten einen verborgenen Schatz, vom welchem es von Zeit zu Zeit einen
Theil herausnahm. Jeden "Langis" kam es von Venedig auf einen
der Nockhöfe, wo es immer sehr gut verpflegt wurde und unternahm
von dort aus sein Streiferein ins Gebirge. Dem Bauer versprach das Venediger-Manndl,
ihm den ganzen Schatz zu schenken, sobald es einmal fühle, daß
es den Winter nicht mehr überleben werde. Eines Frühlings aber
wartete man vergebens auf die Ankunft des Venedigers und da er sich in
Zukunft nie mehr blicken ließ, blieb der Schatz im "klob'n
Schrofen" für immer verborgen.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer
Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von
Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 65.