Die Kröte auf Maria-Rast
Wallfahrtskirche Maria Rast, Hainzenberg (Zell
im Zillertal)
Barocker Zentralbau, 1658/59 von den Knappen des Goldbergwerkes errichtet
und 1738/39 neuerbaut. Vgl. DEHIO.Tirol, 1980, S. 301
Links daneben das unbewirtschaftete Gasthaus "Maria Rast" und
frühere Pilgerhaus
© Berit
Mrugalska, 5. September 2004
Etwa eine halbe Stunde oberhalb Zell steht am Hainzenberg die hübsche Wallfahrtskapelle Maria-Rast. Sie erhebt sich auf einem von Schachten ganz unterminierten Felsen und weit auch schon bedenkliche Risse in den Mauern auf, während sich eine breite und sehr tiefe Spalte, die mit Brettern zugedeckt ist, im Fußboden gebildet hat. Auf dem Hochaltare thront die göttliche Gnadenmutter mit dem Jesuskinde im Arme, und von nah und fern strömt die ländliche Bevölkerung herbei, um dort der Himmelskönigin ihre Bedürfnisse und Anliegen vorzutragen. Bei der Kapelle steht ein Gasthaus, in welchem sich auch die Wohnung des jeweiligen Schullehrers von Hainzenberg befindet, der zugleich auch den Dienst des Meßners in der Kapelle versieht.
Eingangsportal Maria Rast,
Hainzenberg (Zell im Zillertal)
© Berit
Mrugalska, 5. September 2004
Ein Vorgänger des jetzigen Lehrers sah oft, wenn er in der Frühe Betläuten gieng, vor der Thüre des Kirchleins eine große, häßliche Kröte sitzen und stieß sie immer mit dem fuße fort. Als sie aber jeden Morgen wiederkam, warf er sie endlich den Berg hinunter. Allein da auch dies nichts frucktete und die Kröte am andern Tage abermals vor der Thüre saß, ließ er sie endlich in das Innere des Gotteshauses hinein. Sie kroch geradwegs auf den Hochaltar zu, an dessen Stufen sie sich auf die hintern Füße stellte, und die vordern "Pratzlang" wie zum Gebete faltete. Darauf entfernte sich das Thier wieder und wurde nie mehr gesehen.
Der heutige Holzboden der Kirche ist mit einem
Teppich verdeckt,
der über dem Abgrund hängende Kirchenteil ist zusätzlich
mit einer Stützkonstruktion versehen
© Berit
Mrugalska, 5. September 2004
Man erzählt, daß dies eine
büßende Prinzessin gewesen sei, die hier so lange als häßliche
Kröte leiden mußte, bis man sie einmal in die Kapelle ließ.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 39.