Das wiedergefundene Muttergottesbildnis


Am Wege von Mairhofen nach Brandberg steht eine gemauerte Kapelle mit einem wunderthätigen Muttergottesbildnis. Früher war dieselbe von Holz, aber freche Buben haben einst nächtlicherweile die Balken mit Pickeln und Schaufeln aus der Erde und warfen die ganze Kapelle mit allem, was sie enthielt, den Abgrund hinab in den Ziller. Man hielt nun auch die Muttergottesstatue für verloren.

Als aber einmal der Bauer Jakob Lechner von Kumbühel eine verlaufene Geiß suchte, hörte er sie am Ufer des Zillers "rear'n". Er lief hinzu und gewahrte mit freudigem erstaunen, daß die Ziege neben der so schmerzlich vermißten Muttergottesstatue lag. Sofort begab er sich mit dem wertvollen Funde nach Mairhofen in den Widum. Bald darauf wurde auf demselben Platze, wo die hölzerne Kapelle gestanden hatte, eine neue, gemauerte erbaut. Die Gemeinden Mairhofen und Brandberg übertrugen dann das Bildnis in feierlicher Procession in die Kapelle.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 126.