Das raufende Teufelchen
Bei der Distelberger Mühle im Zillerthale waren einmal viele lustige
Bauernburschen beim Ranggeln versammelt. Es blitzten die Schlagringe an
den Fäusten der Ringenden, und heller Jubel erscholl ringsumher,
wenn wieder einer den andern geworfen hatte. Nun war auch ein Bursche
unter ihnen, der noch von keinem besiegt werden konnte. In seinem Uebermuthe
rief er aus: "Iatz war i kod recht bein Zoige, mit an gonz kluan
Toifal z'raff'n!" kaum hatte er aber dies gesagt, als auch ein nur
"viertelskund'lgroßes" Teufelchen zu Stelle war und im
nächsten Augenblick mit dem kecken Burschen zu raufen anfieng. Dabei
zerrte es ihn einige male über den nahen Zaun hin und her, so daß
der Arme fürchtete, nicht mehr mit dem Leben davonzukommen. Da erinnerte
er sich jedoch der "Bette", die er bei sich hatte. Er griff
schnell in die Tasche, zog den Rosenkranz heraus und schlug ihn seinem
winzigen Gegner ins Gesicht. Nun mußte der Böse weichen. Der
Bursche aber äußerte gewiß sein Lebtag keinen solchen
Wunsch mehr.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer
Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von
Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 75.