Die Rohrer Mühle
In einem Buchewäldchen bei dem Weiler Rohr im Zillerthale steht eine einsame Mühle. Hier hat der Teufel einen Höllenausgang und benützt denselben, wenn er in Zell oder dessen Umgebung etwas zu suchen hat.
So holte er einmal zwei Zeller, schleppte sie zur Rohrer Mühle und warf den einen auf den Berg hinauf, während er den andern über alle Bäume in den Ziller hinüberschleuderte.
Ein anderesmal sah ein Mann, der nachts von Thurnbach das Sträßchen heraufkam, eine Kutsche, die mit zwei Rappen bespannt war, gerade von der Mühle abfahren. Auf dem Bocke saßen zwei schwarze Gesellen, von denen der eine die Pferde lenkte. Der Mann ließ den Wagen nicht aus den Augen und folgte ihm immer in einer gewissen Entfernung. Bei Rohr angelangt, hielt das Gefährt. Der ein von den schwarzen Gesellen stieg ab und gieng in den "Galler"*) hinauf. Bald kam er wieder mit einem Bergknappen herab und beide setzten sich in die Kutsche, welche nun zur Rohrer Mühle zurückfuhr. Am andern Morgen erfuhr der Beobachter dieses geheimnisvollen Vorganges, daß in der verflossenen Nacht im Galler ein Hutmann des Zeller Goldbergwerkes gestorben sei.
*) ein großes, am Bergabhang gelegenes
Knappenhaus.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer
Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von
Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 73.