Der "Togwerchar"
Auf der Straße von Seefeld nach Scharnitz sah man in der Nähe des letzteren Ortes oft spät abends einen Geist, den sogenannten Tagwerker. Die Leute sagten von ihm, daß er, wenn man eine Bitte an ihn stelle, sie zuweilen gewähre.
Eine arme Dirn suchte denselben öfter auf und bar ihn um einen neuern
Kittel. Als sie wieder einmal nachts auf die einsame Straße hinauswanderte
und das Dorf Scharnitz schon eine ziemliche Strecke hinter sich hatte,
sah sie den Geist von weitem auf sei zuschreiten. Je näher er aber
kam, desto größer erschien er der Dirne und seine feurigen
Augen wurden schließlich so groß wie Butzenscheiben. Erschrocken
bleib sie stehen, doch der Geist gab ihr den Kittel mit den Worten: "
Hascht um ebbes onders bittet, hat i dir's a geb'n".
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 44.