Die zwei Hirten
Auf den großen Alpen Oberisse und Stöcklen im Stubaithale waren vor Zeiten zwei recht gottlose Hirten angestellt, die bei jedem geringsten Anlasse so entsetzlich fluchten, daß es den Leuten, die es hörten, ordentlich graute und sie sich dachten, wenn diese nicht der Teufel hole, so erwische er überhaupt niemanden mehr. Bald jedoch hatte der Frevelmuth der beiden Hirten seinen Höhepunkt erreicht. Als sie nämlich, der eine auf einem Bocke, der andere auf eine Sau, gegeneinander ritten, schoß, gerade wie sie zusammengetroffen waren, der Teufel aus dem Boden und riß beide mitsammt den Thieren in die Hölle hinunter.
Noch jetzt sieht man an jener Stelle eine Grube, die man oft mit Sand
und Steinen aufzufüllen suchte, aber jedesmal war es vergebliche
Mühe.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer
Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von
Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 72.