Der Satan auf dem Heimgart
In einem Stall in Peningberg hatte sich ein Branntweinheimgart zusammengesetzt, wobei es nun lustig und fidel hergieng [sic]. Sie hüpften und tanzten zuletzt und thaten [sic] noch allerlei, weiß Gott, es wird nicht das Beste gewesen sein. Da kam auf einmal ein kleiner Kauz herein, als es schon spät war, und tanzte mit.
Er war bei weitem der "Glenkigste" [Gelenkigste] unter den
Burschen und sprang Scheiben, dass es ihm keiner nachthat. Auch tanzte
er immer allen anderen vor und hatte die schönste Dirne am Arme,
die keinen andern mehr mochte, seit ihr der schmucke Kleine den Hof machte.
Jetzt schlug es Mitternacht, und die Bauernburschen setzten sich ermüdet
neben ihre Schönen und rasteten, der "Glenkige" jedoch
tanzte noch gleich rüstig weiter. Aber plötzlich spürte
seine Tänzerin heftige Krämpfe und konnte nimmer tanzen. Sie
wollte sich niedersetzen, allein der "Glenkige" ergriff sie
und wollte sie durch das Fenster hinaus vertragen. Glücklicherweise
fiel es dem Mädchen ein, schnell ein Kreuz zu machen; der Satan,
denn der war das Männlein, ließ sie, da er sie schon in die
Luft gehoben hatte, fallen, und die Arme lag todt [tot] auf dem Boden.
Unter höllischem Gestank fuhr der Teufel davon. (Wildschönau.)
Quelle: Volkssagen, Bräuche
und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf
Heyl, Brixen 1897,
Nr. 69, S. 104f