Holzgauer Hexen

Der Hexen hat das Lechthal [Lechtal] mehrere. Eine solche mit rothen [roten] Strümpfen ist auch in Holzgau. Wenn sie übers Thal [Tal] fliegt, kommen Wetter [Unwetter ].

Ein Schütze aß, auf einem Baumstrunk sitzend, seinen Speck, als plötzlich ein schreckliches Wetter losbrach. Der Jäger wurde zornig und fluchte und warf sein Messer in den Sturm. Er fand es nicht mehr, und es blieb verschwunden. Nach vielen Jahren kam derselbe Schütze einmal auf einem Jagdzug ins obere Thal in ein Wirtshaus, in dem er noch nie gewesen war. Als er eintrat, sah er auf dem Tische ein Messer liegen und erkannte es als das seinige, welches er damals im Wetter verloren hatte. Der Jäger fragte nun den Wirt, wem dieses Messer gehöre. Dieser antwortete in hellem Zorn: "Ja, wenn ich das wüsste, dem wollt' ich schon helfen. Das hat man meiner Tochter aus der Seite gezogen, als sie gefährlich krank war." Nun dachte sich der Schütze sein Theil [Teil].

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Die Kuh eines Bauern fraß nicht mehr. Sie hat die Wildnis, sagte der Alte und holte sich ein Buch, in dem rothe [rote] und schwarze Kreuzlein standen. Das trug er in den Stall. Sein Schwiegersohn wollte mit, aber der Alte ließ es nicht zu. Jener aber schaute durch eine Ritze in den Stall und sah. wie der Alte vor der Kuh stand, mit dem Finger den Kreuzlein nachfuhr, unverständliche Worte murmelte und zum Schluss ein Messer in die Ecke warf, dass es stak. Die Kuh wurde schnell besser und fraß wieder. Darauf sagte der Alte, man solle nichts ins Haus lassen und nichts ausleihen, legte sich auf die Gutscho (das Kanapee) und schlief ein. Während er schlief, wollte eine Dirne den Ofenwisch leihen. Man weckte deshalb den Alten. Der fragte das Mädel, wie es ihrem Vater gehe. Der liegt im Bett und hat ein Loch im Fuß. war die Antwort. Nun wusste der Alte genug, und den Wischer lieh er nicht her.

Quelle: Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf Heyl, Brixen 1897,
Nr. 50, S. 38f