Holzgauer Pütze
Der bekannteste Holzgauer Putz ist der Geißgassenputz, der zwischen den Feldkreuzen hin- und hergeht, den Leuten auf den Rücken springt, den Rössern aufsitzt und sie nicht weiter lässt. Letzteres passierte einem Fuhrmann.
"Geh in Gottes Namen!"
rief er-, doch das Roß rührte sich nicht.
"So geh in des Teufels Namen!"
Nun zog das Ross wieder an.
Im Leben habe der Geißgassenputz Marksteine verrückt. Ein Bauer aus Holzgau brachte ein neues Riss [Roß?] zum Holzziehen auf. Der muss seit seinem Tode geistern; man hört ihn oft den Heuziehern zurufen:
"Koa Recht, koa Recht!"
Von einem Weibe, das einen neuen Feldweg aufbrachte, erzählt man ähnliches.
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Am Schicken bei Holzgau war ein Putz, der oft, niesen musste. Einmal begegnete er einem Manne, der ganz unwillkürlich "Helfgott!" sagte. Da kam der feurige Putz auf ihn zu und wollte ihm zum Danke die Hand geben. Der Mann aber fürchtete sich und reichte dem Geiste seinen Stock hin. Der Putz wurde nun sehr traurig, ergriff den Stab und gieng dann wieder weg.
Wenn ihm der Mann die Hand gegeben hätte, so wäre der Putz erlöst gewesen. Am Stab waren die fünf Finger eingebrannt.
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Auch den alten Wodan findet man im Holzgau; ein aschgrauer Mann ohne
Kopf ist zu sehen.
Quelle: Volkssagen, Bräuche
und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf
Heyl, Brixen 1897,
Nr. 18, S. 20f