STUBAIER SCHÄTZE
Um Johannis und Bartlmä nachts 12 Uhr blühen die Schätze; man sieht an der Stelle, wo sie vergraben liegen, einen Lichtschein. Ein besonders reicher Schatz ist im "Rastbüchl" (ehemalige Todtenrast) begraben. Denselben wollte einmal ein Bauer heben, und er war schon in der besten Arbeit, als zwei unheimliche "Löther" in uralter Tracht auf dem Rastbüchel auftauchten. Den Schatzgräber gieng das Fürchten an, und er lief spornreichs davon.
In der Nähe des Oberberger Sees liegt eine goldene Gans vergraben. Ein Geißbub sah vor einigen Jahren daselbst einen Stein, in welchen eine Gans gemeißelt war. Er berichtete dies dem Senner. Als aber beide einige Stunden später darnach suchten, war der Stein verschwunden. Hätte der Bub zwei Holzstäbe kreuzweis über den Stein gelegt, so würde er die Stelle wieder gefunden haben und wäre heute sammt dem Senner steinreich. Diese goldene Gans ist ein alter Heidengötze und wurde vor tausend Jahren in Feindesgefahr vergraben.
Quelle: Volkssagen, Bräuche und Meinungen
aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf Heyl, Brixen 1897,
Nr. II /61, Seite 99