Der verhandelte Putz
Ein Lechthaler [Lechtaler] sagte zu einem Bekannten, welcher sein Haus in Welzau - weit weg von ihm - hatte, wieviel er ihm geben müsse, wenn er, der Welzauer, ihm den Putz abnehme. Der Welzauer dachte, da verdiene ich mir leicht ein Geld, denn bei dem macht alles nur die Einbildung. Er verlangte fünf Gulden, wenn es nicht zu viel sei. Doch es wurde gern bezahlt. Zur gleichen Zeit begann es im Hause zu Welzau unter der Stiege unruhig zu werden, und allerlei Geräth [Geräte], welches unter der Stiege aufbewahrt war, wurde herausgeworfen. Die Bäurin richtete alles wieder in Ordnung, doch nach wenig [sic] Augenblicken wurde das ganze wieder herausgeschüttet. Der Mann kam später. Nun erzählte ihm sein Weib, dass sie seit der und der Zeit keine Ruh' mehr habe im Haus. Darauf sagte ihr der Mann, welchen Handel er geschlossen habe. So war denn richtig der Putz in das Haus gekommen.
Nach einer Version musste das Haus abgebrochen werden, nach einer anderen
bannte ein Priester den Putz in ein Zimmer, wo er stets haspelte. Die
Kinder schauten durchs Schlüsselloch und fragten: "Pützle,
was thust?" Da wurden sie alle sterbenskrank und mussten versehen
werden.
Quelle: Volkssagen, Bräuche
und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf
Heyl, Brixen 1897,
Nr. 22, S. 22