Der zerschundene Jäger
Im oberen Lechthal [Lechtal] kamen tief im Spätherbste drei Wildschützen auf eine hohe Alpe, welche schon verlassen war. Sie zündeten vor der Hütte ein Feuer an und kochten sich ein Mus. In der Thaie (Almhütte) war's unruhig, und auf einmal sahen die Jäger einen Bockskopf herausschauen. Einer von ihnen glaubte nicht, dass es etwas "Unrechtes" sei, und hielt ihm die Muskelle vor mit den Worten:
"Magst auch einen Schlapp?"
Da machte er fürchterliche Augen und verschwand. Als die Schützen
in die Hütte traten, war vom Bock nichts zu sehen, und sie legten
sich zur Ruhe. Zwei schliefen die ganze Nacht ruhig, aber den dritten
warf es zur Hütte hinaus, ohne dass die anderen es merkten. In der
Frühe fanden sie ihn ganz zerschunden hinter der Hütte liegen.
Quelle: Volkssagen, Bräuche
und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf
Heyl, Brixen 1897,
Nr. 15, S. 18