Das Höttinger Alm-Manndl
Die Höttinger Alm in Innsbruck
© Claudia Ruppitsch, 14. Juni 2006
Gleich unter der Frau-Hütt liegt die Höttinger Alpe, auf welcher auch ein Almgeist haust, der die gewöhnlichen Eigenschaften seiner Genossenschaft besitzt, nur ist er lustig trotz einem Zillerthaler, und besonders dann, wenn er von der Alpe abzieht, da jodelt und jauchzet er so gewaltig, daß man es weithin hört. Einmal sogar hat man drunten bei der Müller-Hies'l-Brücke, welche die oberste im Dorfe Hötting ist, des Almgeistes Geschrei gehört, ja sogar noch weiter drunten, in Mühlau.
Wer auf die Alpe während der Zeit hinauf kommt, in der das Kasermanndl droben haust, der kommt ganz sicher ungeneckt nicht davon, und kann kein Auge zuthun, muß auch alles geduldig leiden und über sich ergehen lassen, denn wehe dem, der schimpfen oder fluchen würde.
Der Steiner Ler, jetzt Unterbrückler Senn, hat dieses Manndl zum
öftern gesehen; es ist klein, graubärtig und grau gekleidet,
spühlt Schüsseln oder reibt Sechter ab, oder verrichtet sonstige
Alpenarbeit.
Quelle: Mythen und Sagen Tirols, gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Zürich 1857, S. 34, Nr. 35