Die Höttinger Hexe in Katzengestalt
Es mag wohl schon mehr den 100 Jahre her sein, als der junge Hintermüller
zu Hötting, wenn er nachtwachen mußte wegen dringender Arbeit,
von einer schrecklich großen schwarzen Katze beirrt wurde, welch
um Mitternacht aus der Radstube hervorkam, um ihn herumschwänzelte,
laut schnurrte und dabei mit den grünfeurigen Augen ihn unheimlich
anblickte. Endlich wurde dieser seltsame Gast dem Müller lästig;
er versteckte ein schneidiges Beil, und wie die Katze einst wieder kam,
schlug er ihr eine Vorderpfote ab. Da schrie sie jämmerlich und hinkte
blutend hinaus. Jetzt betrachtete der Müller die Pfote, es war eine
Menschenhand, und am Morgen, als er letztere seiner Frau brachte, die
er vor nicht langer Zeit geehelicht hatte, fand er sie im Bette mit abgehauener
Hand. Die Katzepfote war - ihre Hand.
- Der Unglückliche hatte eine Hexe zum Weibe! -
Quelle: Mythen und Sagen Tirols, gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Zürich 1857, S. 258