Der Rieder-Hund
"Die Höttinger Ried" heißt eine Viertelstunde lange Häuserreihe, welche vom Fallbach bei Büchsenhausen hinüber bis zum Dorfe Hötting sich zieht. An der kleinen Riederkapelle und einem Gottesacker, der Pestfriedhof genannt, geht der Weg vorbei. Diesen Weg sperrt Nachts ein großer schwarzer Hund, der an einer klirrenden Eisenkette angefesselt liegt, und nur einen ganz kleinen Wegraum frei lassen muß, daß einer nothdürftig sich vorbei drücken kann, weil über den ganzen Weg die Kette nicht reicht.
Vor etlichen und zwanzig Jahren ging einmal die Leichen-Ansagerin Creszenz
Summerin Nachts diesen Weg, sah den schrecklichen Hund, und sank vor Schrecken
wie tod nieder, blieb auch lange krank, und konnte den Schreck und die
Angst, die sei ausgestanden, lange nicht verwinden.
Quelle: Mythen und Sagen Tirols, gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Zürich 1857, S. 212, Nr. 6