Die Todtenglocke [Totenglocke] zu Amras
Auch Glockengeläute giebt sich bisweilen als Vorweilung oder Ahnung kund. Es wechselt dasselbe vom grausam schrillenden Mißton bis zum zarten himmlischen Klang. Bekanntlich ist in machen Städten Europa's die Sage von Todtenglocken heimisch, welche, ohne von Menschenhand gezogen zu werden, dennoch große Trauerereignisse vorahnend läutend verkündigen. Daß man an stillem Wintertagen zu allen Stunden fernherschallendes Glockentönen, ohne zu wissen, woher es komme, bisweilen vernehmen kann, ist außer aller Frage.
Die Amraser Pfarrkirche, Innsbruck
links Schloß Ambras
© Berit
Mrugalska, 21. August 2004
In der Pfarrkirche zu Amras ist auch ein Glockengeläute, das schon
zum öftern ganz von selbst angeschlagen hat, wenn ein Unglück
sich ereignen wollte. Insonderheit war dieß einmal in einer Christnacht
der Fall, als drei Geschwister, arme Kinder, zur Christmette gegangen
waren, in der kalten Winternacht und im Schnee den Weg nach Hause nicht
fanden und erfrieren mußten.
Quelle: Mythen und Sagen Tirols, gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Zürich 1857, S. 344f