Der "Wolfele Wilde"
(Wolfgang) liebte in seiner Jugend ein Mädchen aus dem Dorfe Hötting,
das ihm aber untreu wurde und einen anderen heiratete. Der Gram verwirrte
wohl seine sinne, er flüchtete ins Gebirge ober Hötting, wo
er sich unter Schroffen eine Hütte errichtete und mit einigen Ziegen
ein armseliges Dasein fristete. Der "Wolfele Wilde" war zwar
ganz harmloser Natur, jedoch vor Frauenzimmer hatte er zeitlebens eine
Abscheu. Wenn er ab und zu ins Dorf oder in die Stadt herunterkam, vermied
er es peinlich, ein weibliches Wesen auch nur anzusehen. Er wurde an achtzig
Jahre alt. Man fand ihn eines Tages tot in seiner Hütte.
Quelle: Das Mittelgebirge der nördlichen Kalkalpen, Kette Innsbrucks und Maria-Brunn vormals "Hungerburg", Innsbruck 1908, S. 28