Fragensteiner Schloßsagen

Burgruine Fragenstein, Zirl
Bergfried mit Mauerresten
© Wolfgang
Morscher, 4. April 2004
In grauer Vorzeit hausten mächtige Riesen auf Fragenstein. Sie waren so übermenschlich stark, daß sie zum Zeitvertreib mit zentnerschweren Mühlsteinen Ball spielten. Als das Riesengeschlecht ausstarb, vergrub man ihre Knochen und Schädel unter einem nahegelegenen Hügel. Dort findet man auch heute noch ungewöhnlich große menschliche Gebeine.
Bergfriedartiger Turm über der Hochburg Fragenstein,
Zirl
© Wolfgang
Morscher, 4. April 2004
Unter der Burgruine liegt ein kostbarer verborgener Schatz vergraben.
Er blüht in ganz besonderen Zeiten und wartet, von Menschen gehoben
zu werden. Manchmal schleicht ein unheimlicher grün gekleideter Jäger
um die Burgruine. Er hat schon manch Vorübergehenden aufgefordert,
den Schatz zu heben. Aber bisher ist es noch niemandem gelungen, denn
im entscheidenden allerletzten Augenblick unterbrach jedesmal ein ohrenbetäubender
Lärm die beim Schatzgraben notwendige Totenstille. Nur einer armen,
frommen Dienstmagd im Bauernhof unter der Burg wäre es bald geglückt,
den großen Schatz zu erwerben. Sie sollte im Morgengrauen Feuer
machen, da sah sie plötzlich vor der Burg einen Haufen glühender
Kohlen.
"Da erspar' ich mir die Mühe des Feuerschlagens und das Holzklieben",
dachte sich das Mädchen und eilte mit der Glutpfanne zum Kohlenhaufen
hinauf. Fast erschrak es, als sie beim glühenden Kohlenhaufen zwei
wunderschöne schwarz gekleidete Frauen sitzen sah. Freundlich sprachen
diese mit zauberhaft wohlklingender Stimme zur Magd und forderten sie
auf, möglichst viele glühende Kohlen mit nach Hause zu nehmen.
Groß staunte das Mädchen, als sich die Kohlen auf dem Küchenherd
plötzlich in kostbare Goldmünzen verwandelten. Es war ein Teil
des Fragensteiner Schatzes!
Freudig erregt stürmte sie nochmals den steilen Burghügel hinauf,
um auch den Rest der Kohlen heimzuholen. Aber der glühende Haufen
war samt den holden Frauen spurlos verschwunden.
Blick vom "Turm" zum Bergfried von Burg
Fragenstein
© Wolfgang
Morscher, 4. April 2004
Quelle: Burgen, Schlösser, Ruinen in Nord- und Osttirol, Beatrix u. Egon Pinzer, Innsbruck 1996, S. 71.