Unterirdische Gänge im Damenstift
Die Tatsache, daß es in verschiedenen Räumen des ehemaligen Damenstifts und des Jesuitenkollegiums gegeistert hat, bestätigte mir auch die am 2. Mai 1904 verstorbene Spitalsoberin, Schwester Fidelia Eberle. Sie begleitete mich öfters in das sogenannte Wäschezimmer. Nach dem Plan im Innsbrucker Stadtarchiv war es zu Stiftszeiten ein Krankenraum. Sie erzählte mir, es sei ihr manches Mal vorgekommen, als flattere ober ihrem Haupte ein großer Habicht oder Bussard - es war aber nichts zu sehen. Obengenannte Schwerster Fidelia hatte sechs Jahre lang den bekannten Andrä Schallhart als Krankepfleger neben sich (vom selben Manne stammten seinerzeit die aufsehenerregenden Berichte von einer Erscheinung der Erzherzogin Magdalena, die ihn durch die Keller des Stiftgebäudes geführt haben soll.) Schwester Fidelia erzählte häufig, daß dieser immer wieder mit großer Frömmigkeit und außerordentlicher Sehnsucht alle Räume des ehemaligen Königlichen Stiftes, damaligen Stadtspitals, durchsuchte und alles darum gegeben Hätte, um eine ähnliche Begegnung wie anno 1850 zu erleben. Auch im Stiftsgarten bezeichnete er die Stelle, wo der längste der unterirdischen Gänge, die er mit der seligen Stifterin durchschritten hatte, hindurchführte. Er verband sich mit dem damaligen Jesuitenmesner Schweighofer und dem Gymnasialprofessor P. Angelikus Wohlgemut und unternahm Forschungen, zum Teil in den Kellern nahe bei dem ehemaligen Jesuitenkolleg und klopfte mit den nötigen Werkzeugen die Mauern ab. Wie mir erzählt wurde, ist letzteres im dem zur Kaserne umgewandelten Jesuitenkolleg gehört worden und vom Kasernenkommandanten verboten worden. Davon spricht auch Dr. Faistenberger in seiner Haller Häuserchronik "Aus der guten alten Zeit" auf Grund der Aufzeichnungen des im Jahre 1904 verstorbenen Stadtkochs Josef Fuchs.
Quelle: Geistererscheinungen im Haller Damenstift, nach anvertrauten Aufzeichnungen des Frl. Ida Feuerstein, Oberstaatsbibliothekar Dr. Hans Hochenegg, Tiroler Heimatblätter, Heft 7/9 1955, S. 87f.