DIE GEISTERHAFTE STIMME
Auf dem Abkürzungsweg, der im Moos von der Salzstraße gegen das Schindltal abzweigt, hörte man in früherer Zeit öfters den geisterhaften Ruf: "Wohin?, wohin?". Die Leute erzählten sich, es sei das Rufen eines Verstorbenen, der bei Lebzeiten Marchstecken versetzt habe und nun als Geist den richtigen Platz suche, auf den sie hingehörten.
Einmal torkelte ein Betrunkener, von Zirl kommend, gegen das Schindltal auf dem genannten Weg. Da hörte er die Rufe: "Wohin?, wohin?". Der genossene Wein hatte aber den Wanderer mutig gemacht und er rief: "Dörthin, wo nen her hascht!"
Dann sah er, wie der Geist die Markzeichen in den Boden steckte und wie an den Stellen Flammen aus der Erde schlugen. Seither hat man die geisterhafte Stimme nie mehr vernommen.
Mitgeteilt von Frau Katharina Schatz, beim Sageler, 1965 77 Jahre alt verstorben.
Nach Mitteilung einer anderen Erzählerin soll sich dies auf einer Wiese im Rages abgespielt haben. Manche Sagenforscher nehmen an, daß sich Erzählungen von Marcheggern und ähnlichen Feuergestalten auf germanische Schutzgötter der Äcker und Fluren, der Feld- und Hausgrenzen beziehen.
Quelle: Dorfbuch Inzing, Franz Pisch.
© Ernst Pisch.
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Pisch für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.