DES KASERMANNDLS HERDE

In der Martininacht, am 11. November, sammelte das Kasermanndl alle während des Sommers auf der Alm eingegangenen Tiere. Dann zog es mit den verendeten Kühen, Jahrlingen, Kälbern, Schafen und Ziegen dorfwärts. Wenn die Geisterherde das Dorf erreicht hatte, begann sie zu brüllen und zu johlen, daß den Bewohnern das Grausen und Zittern überkam. Jedes Tier suchte die Stalltüre.

Niemand getraute sich aus dem Fenster zu sehen. Hätte es aber einer gewagt, dann hätte ihn das Kasermanndl mit seiner Hacke erschlagen.

Mitgeteilt von Frau Katharina Schatz

In vielen Sagen wird gefordert, daß Wanderer, die der Wilden Jagd oder einem andern Geisterheer begegnen, sich aufs Gesicht legen oder den Geistern ausweichen müssen, wenn sie unversehrt bleiben wollen. Sagenforscher glauben in dieser Forderung noch einen Rest der Verehrung zu erblicken, die man früher vorbeiziehenden Gottheiten bezeigte.

Quelle: Dorfbuch Inzing, Franz Pisch.

© Ernst Pisch.
Dieser urheberrechtsgeschützte Text wurde freundlicherweise von Ernst Pisch für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.