DER KREUZBRUNNENGEIST
Wo sich die Wege nach Gigglberg, Schindltal und Eben verzweigen, plätschert ein kleines Brünndl, der Kreuzbrunnen. An glühenden Sommertagen ist hier im Waldschatten gut rasten, wenn man den steilen Weg erklommen hat. Doch in der Nacht war es in früheren Zeiten da nicht geheuer.
Es trieb sich nämlich in der Nähe des Brunnens ein Geist herum, der die vorbeikommenden Leute belästigte und ihnen nachlief. Viele fürchteten sich so sehr, daß sie lieber einen weiten Umweg machten.
Ein tapferer Bursche rief dem Geist, der ihm auf Schritt und Tritt folgte zu, er solle verschwinden. Da zeigte sich ihm der Geist in Gestalt eines alten Weibleins, entfernte sich und ward seit dieser Stunde nicht mehr gesehen.
Volksgut
Andere erzählen, daß der Geist die Gestalt eines schwarzen Hundes gehabt habe, sich aber nur wenigen Menschen in der Geisterstunde zeigte.
Hunde kommen in vielen Sagen vor. Zumeist ist es der Teufel, der in dieser Gestalt auftritt.
Nach altem Volksglauben schreibt man dem Hunde eine prophetische Gabe zu. Diese Eigenschaft war nach Meinung des Volkes besonders dann stark ausgeprägt, wenn der Hund an der Pfote noch ein zweites Kleabl (Zehe) hatte. Solche Hunde hießen Totenrearer, da sie schon Tage zuvor, besonders in der Nacht, mit gesenktem Kopf heulten, wenn sich der Tod aus dem Hause ein neues Opfer holte. Jaulten sie aber mit aufgerichtetem Haupte, so war in nächster Zeit eine Feuersbrunst zu erwarten.
Beim Moazger (Eben Nr. 10) besaßen sie einen solchen Totenrearer.
Als 1877 ein großer Brand die Bauernhöfe Löffler, Eben
10, Zangerle, Eben 8 und Elzinger, Eben 9 einäscherte, hatte der
Totenrearer sein Geheul gegen den nächtlichen Himmel gerichtet.
Quelle: Dorfbuch Inzing, Franz Pisch.
© Ernst Pisch.
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