Der Hexentanzplatz

Mieminger Bauern waren auf dem Heimweg von der Seebenalpe über die Niedere Munde und gerieten dort in ein arges Nebeltreiben. Kaum daß sie noch den schmalen Steig fanden. Plötzlich leuchtete durch den dichten Nebel ein Feuerschein, auf den sie hoffnungsvoll zuschritten. Aber wie groß war ihr Schrecken, als sie den Leibhaftigen beim Feuer sitzen sahen. Er saß auf einem großen Stein und spielte mit Totengebeinen, womit er eine gräuliche Musik machte. Dabei ertönte wildes Geschrei von allen Seiten her; aus dem Nebel kamen allerlei Hexen angeflogen. Sie rissen sich die Kleider vom Leibe und drehten sich im Hexentanz zur Teufelsmusik um das Feuer, andere tranken sich aus Pferdeköpfen Wein zu. Die Bauern bekamen riesige Angst, und sie rannten von diesem unheimlichen Platz talabwärts. Zu ihrem Glücke hatten sie die tanzwütigen Hexen nicht entdeckt, denn wer diese beim Tanze beobachtet und wen sie dabei erwischen, den drücken sie in den Boden, der sich dann über dem Unglücklichen wieder schließt und ihn lebendig begräbt.

Quelle: Mieming - Die Gemeinde am Miemingerberg, Karl Miller-Aichholz, Eigenverlag der Gemeinde Mieming, 1985.