Der Schatzstein
Er liegt auf der Westseite des "Stoarigs" inmitten des Föhrenwaldes und ist ein riesiger Felsbrocken. Über ihn erzählt man sich folgende Geschichten: Unter ihm liege ein großer Schatz begraben, aber nur eine Jungfrau kann ihn heben, die nachts im Hemd und mit einer brennenden Kerze in der Hand hingeht. Wenn sie den Stein mit dem Finger berührt, weiche der Stein und gebe den Schatz frei.
*
Wenn die Kerze nicht verlöscht und sie ein Gebet spreche, werde sich der Stein nach einem entsprechenden Befehl von selbst zur Seite bewegen und den Schatz frei geben.
*
Straßenschild in Barwies, Mieming
Der Rollerweg erinnert an die Fastnachtsfigur "Roller" in dieser
Region
© Berit
Mrugalska, 12. November 2004
Einmal versuchten drei Jungfrauen aus Barwies zum Schatzstein zu gehen, aber sie gelangten nur bis zum "Roller" (heute Gasthof Schwimmbad). Dort hätten sie hinter einem Busch die Uniform eines verscharrten französischen Selbstmörders aus dem Jahre 1809 gesehen und seien darüber derart erschrocken, daß ihre Kerzen verlöschten und sie Hals über Kopf heim flüchteten.
Gasthof Schwimmbad, Barwies, Mieming
© Berit
Mrugalska, 12. November 2004
*
Beim Schatzstein sahen vor vielen Jahren einige Mädchen einen Unbekannten in Jägertracht. Er hielt in der einen Hand einen Topf und bewegte die andere, wie wenn er Geldstücke hineinzählen wollte. Als die Mädchen ihn bemerkten, erschraken sie und ergriffen die Flucht. Hinter sich hörten sie den Mann weinen. Als sie sich aber umdrehten, war der Mann verschwunden. Fünf Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren gingen an einem Fronleichnamstag Blumen suchen. Als sie zum Schatzstein kamen, erblickten sie auf dem Stein ein Bäumchen, auf dem zwei schneeweiße Täubchen saßen. Diese verschwanden aber bald und an ihrer Stelle erschien ein Krieger mit Helm und Stab. Als die Gestalt winkte, suchten die Kinder eilends das Weite. Hinter sich hörten sie die Gestalt noch weinen.
Der Schatzstein im Wald von Barwies, Mieming
links ein Marienmarterl
© Berit
Mrugalska, 12. November 2004
*
Einige Burschen, die sich anschickten, nach dem Schatz zu graben, dessen Lage der Stein bezeichnete, wurden darob von jähem Schrecken befallen und ergriffen die Flucht. Andere behaupteten, mitten im Winter beim Schatzstein ein Blumengärtlein gesehen zu haben. Wieder andere erzählten, sie hätten an diesem Ort eine Kirche mit zwei Türmen erblickt. Die Spitze eines Kirchturmes soll unter dem Schatzstein verschüttet sein.
Detail vom Schatzstein
© Berit
Mrugalska, 12. November 2004
*
In einem alten Bauernhause zu Gschwent wohnte vor langen Zeiten eine
Bäuerin, die auf der Suche nach Feuer für ihren Herd auf offenem
Felde ein solches brennen sah. Als sie näher hinzukam, stand ein
fremdes Weib vor einem runden Brandfleck, der wie Gold glänzte. Von
jähem Schrecken befallen, rannte die Bäuerin fort, um Leute
herbeizuholen. Die Fremde aber begann laut zu weinen. Als die Bäuerin
zurückkehrte, war die Frau verschwunden und mit ihr der feurige Schatz.
Quelle: Mieming - Die Gemeinde am Miemingerberg, Karl Miller-Aichholz, Eigenverlag der Gemeinde Mieming, 1985.