Bergwerke und Torflager

Bis ins 18. Jahrhundert waren auch Bergwerke in Nauders, die aber dann wegen mangelnder Ergiebigkeit aufgelassen wurden. Es waren folgende Bergwerke:

1. Das Bergwerk auf der Mutzalpe (Mutzwiesen).

Es hieß das "Kupferbergwerk", und wurde Kupfer, Pyrit, Bleiglanz und Fahlerz gewonnen. Es liegt am Aufstieg vom Tiefhof zu den Mutzköpfen, und sieht man heute noch einige sogenannte Knappenlöcher. Dieses Bergwerk wurde im Jahre 1486 von der Gewerkschaft Scharler und Handel eröffnet. Es lieferte dieselben Erze wie das Bergwerk am Val da Scarl im Unterengadin, und diese Erze gingen in der ersten Zeit zur Schmelzhütte Sclamisott, im Unterengadin am Inn gelegen. In der späteren Zeit lieferte man sie zur Schmelzhütte nach Prad im Vintschgau. Als anfangs des 17. Jahrhunderts die Religionswirren ausbrachen und ständige Grenzstreitigkeiten mit den Engadinern waren, ließ man das Bergwerk im Jahre 1620 auf. Es ruhte bis nach dem Weltkriege und im Jahre 1919 versuchte neuerdings eine Gesellschaft das Bergwerk zu erschließen. Die Versuche mußten aber wegen Mangel an den nötigen Mitteln und wohl auch wegen schwacher Ergiebigkeit wieder eingestellt werden.

2. Zelletzer Silber- und Kupferbergwerk.

Dieses Bergwerk liegt im Zelletztale, das sich zwischen der Valdifuoralpe und der Piengalpe ostwärts zieht. Ein Gebiet, in dem die Murmeltiere hausen. Unweit davon südlich liegen die Goldseen. Der Gang bestand aus silberhaltigem Kupfererz. Dieses Bergwerk nahm der Staat in Betrieb und verhüttete die Erze in Prad. Es dürfte gegen 100 Jahre in Betrieb gestanden und im 18. Jahrhundert wegen mangelnder Ergiebigkeit aufgelassen worden sein. Genaue Daten sind mir leider nicht zur Verfügung, es ist mir aber bekannt, daß unsere Ureltern des 18. Jahrhunderts noch kaiserlich-königliche Bergknappen waren.

3. Nauderer Tschey, Silber- und Bleibergwerk.

Von diesem Bergwerk erzählen alte Schriftstücke (1790), daß es eine beträchtliche Menge Silber und Blei lieferte und längere Zeit in Betrieb gestanden sei. Es lag nahe am Tag und wurde von einer privaten Gesellschaft ausgebeutet. Die Erze wurden in die Hütte nach Brixlegg geliefert. Nachdem man in der Tiefe kein abbauwürdiges Erz mehr fand, und das nahe bei Tag liegende Erz ausgebeutet war, ließ man es wieder auf. Ich schätze, daß dieser Betrieb im 16. und 17. Jahrhundert bestand. Verläßliche Angaben fehlen mir.

4. Tschengelser (Tschingeiser) Kupferbergwerk bei Finstermünz.

Das Kupfer lag im Tonschiefer. Das Bergwerk wurde auf Kosten des Staates betrieben, und dürfte der Betrieb noch im 18. Jahrhundert bestanden haben. Der Bericht alter Schriftstücke (1790) lautet, daß ganz beträchtliche Mengen Erzes erschlossen und in die Hütte nach Prad geliefert wurden. Es war jedoch nach damaliger Untersuchung nur ein Gang, und wurde in weiteren Tiefen kein abbauwürdiges Erz mehr gefunden.

Auch in der Nähe des 'Heiligen Baumes' befinden sich Knappenlöcher, die Schurfversuche scheinen aber vergebens gewesen zu sein.

Torflager.

Im Jahre 1865 suchte man auch nach Torf. Die Ursache lag darin, daß man die Wälder für den nötigen Holzbedarf nicht mehr genug ertragsfähig hielt und sie durch die Erzeugung von Torfziegeln für Heizzwecke schonen wollte. In der Tat fand man Torf in großer Menge im Gebiete des Tiefhofes und des Schwarzen Sees. Es war eine Mächtigkeit von 20 Joch mit einer Tiefe von 6 Fuß (über 2 Meter). Der Versuch gelang vollständig und im Jahre 1867 wurden 35.000 Torfziegel gewonnen. Es wurde nun die Erzeugung einige Jahre fortgesetzt, schlief aber dann wieder ein, da die amtlichen Erhebungen ergaben, daß kein Mangel an Holz vorliege. Diese Torflager existieren heute noch, werden aber nicht mehr ausgebeutet.

Quelle: Hermann v. Tschiggfrey, Nauders am Reschen-Scheideck, Tirol, Innsbruck 1932, S. 36 - 37