Drei Frauen Version II.
Südlich vom Heiligen Baum ist eine kleine Ebene. Hier soll einst
ein schönes Schloß mit einem kleinen Kirchlein gestanden haben.
In diesem wohnten, als in Nauders die Pest wütete, drei Frauen, und
sie verließen während dieser Zeit niemals das Schloß.
Nachdem die Seuche aus dieser Gegend verschwunden war, machten sich die
drei Frauen voller Freude auf den Weg nach Nauders, hüpften und sangen,
besonders als sie auf der Anhöhe vor dem Dorfe anlangten, in der
oberen Pitsche, von der man ganz Nauders übersehen kann. Nauders
aber war ganz ausgestorben und mehr einem Pestfriedhof als einem Dorfe
ähnlich. Auf dieser Anhöhe stand eine Kapelle und als sie hier
ankamen, fielen alle drei Frauen plötzlich tot nieder. Man hat sie
dann am Friedhof in Nauders begraben. Das Schloß ist bald hernach
verschwunden bis auf einige Mauerreste. Man habe dann diese drei Frauen
öfters als Verwunschene gesehen, sie seien Hüterinnen der Schätze
des versunkenen Schlosses, und nur durch deren Hebung können sie
erlöst werden. Zwei davon seien schneeweiß, die dritte halb
weiß, halb schwarz.
Quelle: Dr. Hermann v. Tschiggfrey, Nauders am Reschen-Scheideck, Tirol, Innsbruck 1932, S. 44.