Die Höllenvisite
In Fließ lebte vor bald 300 Jahren ein Bauernweiblein, namens Katharina,
welches vom Satan das Privilegium hatte, die Hölle zu besuchen. Als
Führer war ihr ein Geist beigegeben in Gestalt eines kleinen Männleins,
und während sie hinabfuhr, hörte sie allerlei Geisterstimmen.
Drunten verrichtete sie manchen Dienst, wie man sie eben brauchte. Wieder
auf die Oberwelt zurückgekehrt, wurde sie von den Leuten bestürmt,
ihnen über Freunde und Verwandte Nachricht zu geben. Selbst den bischöflichen
Visitatoren erzählte sie aufs umständlichste von ihrer Höllenfahrt.
Quelle: Volkssagen, Bräuche
und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf
Heyl, Brixen 1897,
Nr. 40, S. 35