Die "Alte Linde"

Eine Linde stand seit urdenklichen Zeiten an dieser Stelle [unterhalb der Pfarrkirche] und ich habe bereits erwähnt, daß nach der Tradition der hl. Valentin darunter predigte. Die jeweils absterbende Linde wurde stets durch einen jungen Lindenbaum ersetzt.

Naturdenkmal "Alte Linde"
Naturdenkmal "Alte Linde", Nauders
© Berit Mrugalska, 17. September 2004

In den Pfarrmatrikeln von Nauders ist die Geschichte der gegenwärtigen Linde niedergelegt. Im jahre 1780 vermaß sich ein Mann, die Linde umzuhauen. Das ganze Dorf war entsetzt und vermutete Unheil. Tatsächlich beschädigte sich der Mann beim Umhauen schwer und hackte sich das Knie entzwei. Nun ging ein Bauer namens Wille in die Innauen nach Finstermünz und holte sieben junge Lindenbäumchen, die er dort wieder einpflanzte. Eines davon steht heue wieder als mächtiger Baum unterhalb der Pfarrkirche. Die anderen sechs mußten anläßlich der Erweiterung des Friedhofes weichen. Die Linde wird von der Bevölkerung als Wahrzeichen alter Zeit sehr hoch geschätzt und niemand darf es wagen, daran zu rühren. Sie steht heute unter Denkmalschutz.

Die "Alte Linde"
Die "Alte Linde" am Kirchplatz
© Berit Mrugalska, 17. September 2004

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Sicher aber ist, daß der hl. Valentin, Bischof von Passau (gest. 440) etwa 400 n. Chr. diese Gegend durchzog, und auch in Nauders das Christentum predigte. Er predigte unter einer Linde, zerstörte das Götzenbild der Maja, Mutter des Saturns, und die Statue des Wodans und bekehrte die Bewohner zum Christentum. Für den wahren Gott ließ er eine Holzkirche errichten und setzte einen seiner Schüler als Seelsorger ein.

Quelle: Dr. Hermann v. Tschiggfrey, Nauders am Reschen-Scheideck, Tirol, Innsbruck 1932, S. 12-17.