Der Nauderer Wiesen-Lorg
Der Nauderer Wiesen-Lorg trieb sein Unwesen auf den Wiesen und der Straße
entlang, vom Schlosse bis in die Gegend, wo heute das italienische Zollhaus
ist und früher ein Kreuz stand. Er erschien nächtlich zu jeder
Stunde als eine ungeformte schwarze Masse, einem Heuschober ähnlich,
setzte sich auf den nächtlichen Wanderer und dieser mußte ihn
tragen. Er war so schwer, daß jeder, der ihn trug, er mochte stark
oder schwach sein, so zu tragen hatte, als ob die Last ihn erdrücke,
und er schweißgebadet des Weges keuchte. Dieser Lorg soll Hunderten
begegnet sein und erst vor einigen Jahren erzähle; mir ein Bauer,
daß er auch ihm begegnet sei. In alter Zeit erzählte man, daß
im versunkenen Schlosse wohne und dort die Schätze hüte, bei
Nacht aber seinen Unfug mit den Leuten treibe.
Quelle: Dr. Hermann v. Tschiggfrey, Nauders am Reschen-Scheideck, Tirol, Innsbruck 1932, S. 48.