Die Hexe zu Petersberg

Auf einem Bauernhof nahe dem Schloss St. Petersberg stand eine Dirne im Dienst.

Sie war schon vor Jahren als ein Kind armer Leute ins Haus gekommen, das gerne bereit war ohne eigentlichen Lohn zu arbeiten.

Sie fegte, wusch, spann und molk die Kühe zur vollsten Zufriedenheit der Bauersleute.

Nur, wenn sie die Bäuerin zum Butterkübel gehen hieß, brachte sie allemal keine Butter zu Wege.

Darob war die Bäuerin verärgert und jagte das ungeschickte Ding eines Tages aus dem Haus.

Die Magd verließ verbittert das Haus.

Auf dem Weg ins Dorf begegnete sie einem Bauern, der sich ihrer erbarmte und sie in seinen Dienst nahm.

Als der Sommer kam, nahm der Bauer die Magd mit auf die Alm. Sie sollte dort als Sennerin helfen und fleißig kasern.

Aber unter ihrer Hand verwandelte sich die Milch in Blut.

Als das der Bauer sah, schickte er die Dirne fort.

Sie nahm daraufhin auf einem Bauernhof am Silzerberg die Arbeit auf und versah dort wieder den Dienst im Stall.

Da sie ungeweihtes Hexenkraut unter das Futter schnitt, erkrankte das Vieh. Bald darauf war kein gesundes Stück mehr im
Stall.

Der Bauer aber, der kein heuriger Hase mehr war, sondern bald erkannte, wo die Deixel klemmte, füllte von der Kühbrühe*)
eine Flasche voll und vergrub diese im Stall. Noch am selben Tag erkrankte die Dirne und musste sich ins Bett legen.

Der Bauer ging in ihre Kammer und fragte sie, ob er etwa einen Doktor holen müsse. "Nein, nein," sagte die Dirne, "den Doktor beileibe nicht, aber die Brühe, die musst du wegschütten, dann werde ich wieder gesund."

Der Bauer erwiderte: "Aha - jetzt haben wir den Fuchs beim Gnack! Mit dem Wegschütten wird es nichts, wenn du nicht meine Kühe gesund machst."

Die Dirne verriet ihm nun, welche Kräuter er den Kühen unter das Futter zu mischen habe. Der Bauer führte diese Anweisungen aus. Das Vieh wurde wieder gesund und fraß wieder wie eh und je.

Daraufhin leerte der Bauer auch die Brühe aus.

Die Dirne stand gesund vom Bette auf. Sie wurde aber aus dem Haus gejagt, denn sie war eine Hexe.


*)...das war brühheißes Wasser, mit dem das Gsotfutter durchsengt wurde.

Quelle: Einige Sagen aus unserer Umgebung, Johann Zauner, gesammelt in einem gemeinsamen Projekt der Volksschule Mötz und Voklsschule Silz, S. 7.