Die Mötzer Burg
Der Platz rechts am alten Weg nach Locherboden, ungefähr dort, wo
die
erste Kreuzwegstation zum Beten auffordert, heißt seit Menschengedenken
"Burg".
Ein prachtvolles Schloss sei einst dort gestanden, heißt es.
Wem es gehörte, lasst sich allerdings nicht mehr festzustellen.
Einzig das traurige Schicksal des letzten Mötzer Burgherren ist noch in einer Sage überliefert. Es heißt da:
Auf der Mötzer Burg herrschte ein habgieriger Ritter.
Er beutete die Leute, die seine Höfe bewirtschafteten, bis auf das Letzte aus. Alles Bitten und Klagen nützte nichts.
Die harte und grausame Grundherrschaft schien kein Ende zu nehmen. Doch auch den Burgherren ereilte eines Tages die gerechte Strafe - und zwar so:
Als er einem Bauern die letzte Kuh aus dem Stall holte, trat ihm eine
große Familie entgegen. Die Frau bat innig, nicht das letzte
Stück Vieh zu rauben.
Der Ritter blieb hart und antwortete ihr höhnisch mit den Worten:
"Ab
nun an kannst du den Pflug und den Wagen selber ziehen, deine Kinder sollen
ab heute Wasser trinken statt Milch, der Inn rinnt ja so nahe
an eurem Haus vorbei!"
Der Bauer war verzweifelt. Bebend vor Hass stieß er einen schrecklichen Fluch aus.
Und och ehe der Ritter seine Burg erreichte, kam ein Sturm auf. Riesige
Gewitterwolken türmten sich auf. Schon der erste Blitz zuckte unter
donnerndem Grollen auf die Burg nieder.
Ein Feuer brach aus. Der Ritter schlug Alarm. Vergeblich, keiner aus
der
Umgebung wollte ihm beim Löschen helfen. Als er seinen Schatz aus
der Burg retten wollte, brach das Bauwerk in sich zusammen
und verschüttete den hartherzigen Mann.
Niemand suchte nach ihm.
Nach dem Schatz des Ritters hat - nach den Erzählungen - bis heute auch noch niemand gegraben.
Ob er noch zu finden ist?
Quelle: Einige Sagen aus unserer Umgebung, Johann Zauner, gesammelt in einem gemeinsamen Projekt der Volksschule Mötz und Voklsschule Silz, S. 4.