Der weisse Reiter
Der Prantl Jaggl, ein pflichteifriger und frommer Nachtwächter in Rietz, machte allabendlich seinen weiten Rundgang von Holzleiten durchs Unterdorf bis zur Valentinskirche und dann wieder über den Greiteweg zurück.
Eines Nachts stand er um 12 Uhr mitten zwischen beiden Dorfteilen, da wo heute das Greitekreuz steht. Eben wollte er sein: "Hört ihr Herren und laßt euch sagen ..." anstimmen, da vernahm er hinter sich Pferdegetrappel , und ehe er sich's versah, sprengte auf schnaubendem Schimmel ein Reiter vorbei, in der hoch erhobenen Rechten einen Geldbeutel schwingend. Zähneklappernd und bleich vor Angst eilte der Jaggl heim. Nicht ohne Grauen begab er sich fortan auf seinen nächtlichen Rundgang.
Dem Meßner Schöffthaler begegnete derselbe geheimnisvolle Reiter einmal in der Wegscheide beim Holzgatter. Im Nu war er droben bei der Antoniuskirche und galoppierte den Kalvarienberg hinauf.
Auch vom Platz hinunter zur Kreuzkirche soll man ihn reiten gesehen haben, immer den Geldbeutel in der Hand.
Das "Greite-Kreuz" in Rietz,
Tirol
© Claudia Scherzer, Oktober 2004
Da entschloß sich der fromme Nachtwächter, an der Stelle wo ihm der Reiter begegnet war, ein Kreuz zu errichten. Und wirklich, der Unheimliche ließ sich nicht mehr blicken. Nun war seine habgierige Seele wohl erlöst. Heute noch erinnert das "Greite-Kreuz" an diese Begebenheit.
Das "Greite-Kreuz" in Rietz,
Tirol
© Claudia Scherzer, Oktober 2004
Quelle: Zusendung vom Dorfchronisten Rietz, Hr. Karl Schnegg, an Claudia Scherzer, 3. November 2004 die Sage und Fotos zur Verfügung gestellt hat.