BEIM SAUTNER KREUZ

An einem Samstag nachmittag nach dem Feierabendläuten brach ein Mann von Roppen auf und wollte über Sautens nach Ötz gehen. Als er durch den Wald ging hörte er hinter sich immer ein fürchterlich unheimliches Grünen: Hu, Hu, hm, hm!" Er konnte aber niemanden sehen. Diese schauerliche Stimme begleitete ihn bis zum Sautner Kreuz. Dort betete er einige Vaterunser. Als er sich wieder auf den Weg machte, hörte er die Stimme vor sich. Als ein Seitenweg nach links abbog, verließ er den Hauptweg und hörte nichts mehr. Doch bald sah er auf dem Wege, den er zuerst hatte weitergehen wollen, einen Mann ohne Kopf. Der fluchte so schändlich auf das Kreuz, daß er sich gar nie getraute, die lästerlichen Flüche zu wiederholen.

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 175
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997