DER WANDERNDE RING

Wie in Ötz erzählt wird, war einmal im Dorfe Militär einquartiert. Ein Mädchen gewann einen Soldaten lieb und sie versprachen, sich treu zu bleiben. Zur Bekräftigung des Treuversprechens gab der Soldat seiner Braut beim Abmarsch einen Ring. Die Dirn tat das Ringlein in ihre Schuhe und stellte diese auf den Kasten in ihrer Kammer. Doch siehe, als die Soldaten fortmarschierten, setzten sich auch jene Schuhe mit dem Ringlein in Bewegung, den Soldaten nach. Hätte das Mädchen den Ring am Finger gehabt, hätte sie selbst dem Bräutigam nachziehen müssen.

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 173
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997