O MANDER, HUSCH, HUSCH!

Jährlich zieht von Schnals herüber Mitte Juni eine Herde von über 1000 Schafen auf die große Alm zu Gurgl auf die Weide und kehrt im September wieder dahin zurück. Einmal sind Schnalser in Hemdärmeln nach Gurgl gekommen, um ihre Schafe wieder heimzuholen. In der Nähe von Obergurgl begegnete ihnen eine alte Hexe, die war im warmen Sonnenschein mit dickwollenem Wintergewand angethan und zitterte vor Kälte, daß ihr Mund nur so papperte. Als sie die Schnalser sah, hauchte sie in die dürren Hände und rief: O Mander, husch, husch!" Die Schnalser lachten. Am anderen Tage gieng der Schaftrieb richtig über den Ferner, wurde aber von einem Schneesturm überfallen, und 1300 Schafe gingen zugrunde nebst den Schnalsern, die dabei waren, bis auf zwei der letzteren.

Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 37
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997