Der Piburgersee [Version IV.]
Einst, so erzählt die Sage, war hier eine schöne Ebene mit einem stolzen Bauernhof und einer freundlichen Kapelle. Hof und Kapelle sind versunken, weil die Bewohner den Muttergottesfeiertag Maria Himmelfahrt nicht hielten und Heu einführten. Als sie mit dem ersten großen Fuder in den Stadel kamen, wich plötzlich der Boden, und der ganze Hof versank mit Mann, Roß und Wagen.
Andere erzählen wieder, die reiche, stolze Piburgerbäuerin habe ihr Büblein mit Weißbrot geputzt, und der Hof sei wegen dieses Frevels verschwunden.
Andere wollen wieder wissen, daß ein Schuster am Sonntag gearbeitet
hätte und dadurch den Fluch des Himmels herniedergezogen habe. Im
See wohnte ein Drache, der öfters herauskroch und vom Berg herab
zur Ache ging. Den Weg, den er nahm, sah man genau, denn das Gras wurde
vom giftigen Atem ganz rot.
Quelle: Oetztaler Talkunde, Josef Pienz, Imst 1963, S. 56