DIE TEUFELSTRITTE AUF HAMRACH

Wenn man von Sölden über Grünwald" hinaufsteigt bis dort, wo die letzten Bäume ihre verwitterten Wipfel gen Himmel strecken, dann weiter vorbei an den Taien der Hamracher Alpe, wo heute die Hotels von Hochsölden stehen, bis hinauf auf die Ötze" unterm Grieskogl, da findet man einen Platz, an dem die Hütbuben gerne spielen. Da ist ein Kreis mit ungefähr 10 bis 12 Meter Durchmesser, gebildet von weit auseinander liegenden Fußabdrücken, den sogenannten Teufelstritten. Die Buben versuchten oft diesen Kreis abzuschreiten und geben sich alle Mühe, ihre kurzen Beine so weit zu spreizen, daß sie ja nicht einen Tritt neben oder zwischen die vorgebildeten Fußabdrücke machen, denn sonst kimmt der Tuifl und verzuicht du" Diese Teufelstritte haben folgende Geschichte: Hier haben vor alten Zeiten auch einmal Buben gehütet. Die Kühe, auf die sie aufzupassen hatten, weideten ein Stück weiter oben an einem steilen Hang, wo schon manches Stück abgestürzt ist. Die Hirten aber gaben nicht acht auf ihr Vieh, sie spielten weiter. Da hörten sie eine Stimme, sie sollten die Kühe wegtreiben. Doch die leichtsinnigen Buben machten sich nichts aus der Mahnung und ließen sich im Spiel nicht stören. Da stand plötzlich der Teufel vor ihnen, die Hirten liefen voll Schrecken davon, der Schwarze ihnen nach und trieb sie stets im Kreise herum. Die Fußspuren des Teufels sieht man heute noch. Währenddessen ist die Mure losgebrochen, hat alle Kühe mitgerissen und die Buben hat der Teufel in eine Felsspalte hineingetrieben.

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 136
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997