VERHEXTE BUTTERKÜBEL
Einem Bauern in Sölden geschah das Unglück, daß er auf einmal keine Butter mehr machen konnte. Er konnte das Kübel treiben", wie lang er wollte, konnte den Rahm kalt oder warm machen, wie er wollte, es wurde einfach keine Butter, trotz oft stundenlangen Treibens.
Der Bauer ging nun zu einem Hexenmeister um Rat. Der sagte, er solle eine glühende Sense in den Kübel stecken. Als er das nächste Mal beim Kübeltreiben wieder keinen Erfolg hatte, machte er nach dem Rat des Zauberers eine alte Sense im Feuer glühend und steckte sie in den Rahm im Kübel. Da fuhr die Hexe eiligst aus dem Kübel, ganz verbogen wurde die Sense. Der Bauer hatte nie mehr mit dem Buttern zu leiden.
Folgende Geschichte beruht auf Wahrheit, da sie sich erst in unserer Zeit ereignet hat und von wahrheitsliebenden Personen erzählt wurde. Eine Bäuerin erzählt wie folgt:
Wir hatten drei Kühe im Stall, und diese gaben so viel Milch, daß wir jeden Tag fünf Viertel Kilo (= 1 ¼) Butter machten. Da kommt einmal beim Küblan ausnehmen" die Nachbarin, eine alte knochige Frau, von machen als Roß bezeichnet. Sie sieht den ansehnlichen Butterwecken und sagt: Treibst du das alle Tage?" -Ja" - Nicht zu glauben", antwortete die Besucherin. Legen dir die Hennen auch alle Tage? - Bis auf eine oder zwei schon", sagte darauf die Bäuerin. Habt ihr doch ein Glück und einen Segen!" erstaunte sich das Roß".
Sie ging und mit ihr auch das Glück. Des anderen Tages trieb ich etwas weniger, und ab dort gab es nur mehr die Hälfte Butter ab. Die Hennen fingen bis auf zwei weniger legefreudige an alle zu glutschen". Die Bäuerin fügte noch hinzu: Das kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Hätte ich der Nachbarin gesagt, daß ich den Wecken nur alle zwei Tage treibe, wäre ich wohl vom ganzen Spuk verschon geblieben. Aber lügen habe ich nicht wollen."
Haid, Hans, Unveröffentlichte Sagen aus dem Ötztal, in: Tiroler Heimatblätter, 45. Jg., Heft 4-6, 1970, S. 64
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997