DIE WETTERGLOCKE IN UMHAUSEN

Bei Umhausen gibt es eine sehr murengefährliche Talseite. Schon oft war nach einem starken Regen hoch oben an der Waldgrenze die Mure losgebrochen und hatte drunten im Tale an den Wiesen, Äckern und auch Häusern den Bauern schweren Schaden zugefügt. Da dieses Unglück sich so oft wiederholte, glaubten die Leute, es seien Hexen im Spiele. Da gegen diese höllischen Weiber nur etwas Geweihtes hilft, stifteten die Umhauser in ihren Turm eine Wetterglocke. Kaum hing die neue Glocke im Turm, brach ein furchtbares Gewitter los. Der Mesner eilte in die Kirche und läutete die neue Wetterglocke. Da hörte man aus dem Hochwald eine kreischende Weiberstimme: Laß an! Laß an!" Worauf eine andere antwortete: I kann nit, i kann nit, die Umhauser Schelle geht!" Die Mure blieb wirklich aus; die Umhauser verdankten dies ihrer neuen Wetterglocke.

Pfarrkirche Umhausen © Berit Mrugalska
Die Pfarrkirche hl. Vitus in Umhausen, Ötztal
mit mächtigem gotischen Kirchturm und von einer Friedhofsmauer umgeben
© Berit Mrugalska, 8. Mai 2005

 

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 163
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997