Wohl tun trägt Zinsen
Die Hennen "verlegten" wieder einmal, d.h. die Eier waren unauffindbar,
und die Bäuerin auf der Hofstatt hatte nur noch ein Ei im Haus. Ausgerechnet
jetzt kam so ein "Hanteler" (= "Bettler") und bat:
"Frau, bittschön um a Oali!" Da dachte sich die "Hofstatt-Paulina":
"Ob ich dieses einzelne Ei habe oder nicht, ist auch schon gleich!",
und schenkte es dem Mann. Gleich daraufkamen die Kinder aus der Schule
heim und fanden in kürzester Zeit vierzig Eier, die von den Hennen
im Stall und Stadel raffiniert versteckt und "verlegt" worden
waren. Wohl tun trägt Zinsen! Sie habe es gemerkt, denn ihre sechs
Kinder seien immer gesund gewesen und rechte Leute geworden. "Das
ist dann der Segen, wenn man mit dem Nebenmenschen auch recht ist",
meinte die Frau, und niemand wird ihr abstreiten, dass dies stimmt.
Quelle: 80 Jahre im Paznaun, Dr. Walter Köck, Landeck 2003, S. 270.