DER TEUFEL ALS TANZPARTNER
Eine beim "Riesen Haimon" in Wilten angestellte Kellnerin wollte einst eine Tanzunterhaltung beim "Gamperwirt" in Innsbruck besuchen.
Gasthof Riese Haymon, Innsbruck
© Wolfgang Morscher
Da sie aber gerade von ihrem Geliebten verlassen worden war, hatte sie
niemanden, der sie dorthin geführt hätte. In ihrem Zorn rief
sie ein über das andere Mal: Ummi geah i und wenn i mit'n Tuifl tonzn
mießet! Da kam ein fremder Bursche in der alten schmucken Zillertaler
Tracht mit einem hohen Stotzenhut auf dem Kopf zu ihr herein, brachte
ihr - es war um Kathreini! - eine frische Kirsche und nahm sie mit zum
Tanz. Auf dem Wege Zum Gamperwirt begegnete den beiden ein Geistlicher,
welcher der Dirn auf die Seite winkte und in eindringlichem Tone sagte:
Madl, i sog di, moch di weck, des ist koa rechter Mensch nit! Aber die
Dirn hörte nicht auf die Warnung und so konnte sie der Teufel nun
ganz in Bsetz nehmen. Wie nämlich der erste Tanz zu Ende war, ließ
er die Dirn nicht los, sondern tanzte mit ihr in einem fort weiter, obwohl
die Musik nicht mehr spielte. Schon dies kam den Leuten sehr kurios vor;
aber ihr Erstaunen wandelte sich in blasses Entsetzen, als der Zillertaler
auf einmal einen garstigen Teufelsschwanz aus den Hosen hervorstreckte.
Natürlich stürzte alles zu den Türen hinaus; man versäumte
aber nicht, ins benachbarte Servitenkloster zu schicken und einen Pater
zu holen, dem es denn auch gelang, die Kellnerin aus den Klauen des Satans
zu entreißen.
Anmerkung: Gamperwirt: Gasthaus "Zur Krone"
Quelle: Dörler, Tiroler Teufelsglaube: Zeitschrift
des Vereins für Volkskunde 9, 1899, 262
Aus Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 188, Seite 104