Das Gertraudenbüchl
Einmal wollten einige siebzig- und achtzigjährige Greise den Schatz in der Fürstenweglak mit Hilfe eines Gertraudibüchleins heben. Da stürzte aber eine große Herde Kühe mit greulichem Geschelle daher und versprengte die Manndeln. Natürlich war alles nur Blendwerk der Schatzhüter.
Als sie ein zweitesmal versuchten, brach scheinbar ein so furchtbares Wetter los, daß es die Alten für immer aufgaben, den Schatz zu heben.
Hätten sie den Versuch zum dritten Male wiederholt, so wäre er ihnen vielleicht gelungen, denn in die Lotterie, fügte der Erzähler hinzu, muß man auch immer dreimal setzen, bis man etwas bekommt.
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Ein paar andere Bauern wußten irgendwo im Gehölze am Berg oben einen Schatz und wollten ihn heben. Sie machten mit Johannissegen einen Kreis auf den Boden, traten in denselben hinein und begannen aus ihrem Gertraudiebüchlein die Litanei zu beten:
O! Liebhabender Gott,
Du weist meine Gedanken,
Du briffest alles, was nichts ist, .
Du verlassest keinen, der auf Dich recht hoffet,
Du Bezwinger aller Geister erbarme Dich unser!
Du selbst eigner Schlüssel aller Schätz erbarme Dich unser!
Du Sohn der Jungfrauen erbarme Dich unser!
Du achtbarer Gott erbarme Dich unser! usw...
Alsbald kamen zwei gelbe Kühe daher, stellten sich auch in den Kreis
und schauten den Männern eine Zeitlang recht langweilig zu. Dann
gingen sie wieder langsam fort. Wären die Bauern so gescheit gewesen
und hätten den Kühen einen Rosenkranz um die Hörner gehängt,
so hätten sie den ganzen Schatz bekommen, denn die gelben Kühe
waren offenbar aus lauterem Golde.
Quelle: Das Gertraudenbüchl, F. Dörler,
Schätze und Schatzhüter in Tirol: ZfVk. 4, 1898, 228 zit. nach
Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 368, S. 193