Das Hafele voll Glut
Auf der Meils, einer Türkenleite bei Axams, die dem alten Garber gehörte und daher heute noch die Garberleite genannt wird, war an der Böschung, wo der Berg gegen die Birgitzer Alpe anzusteigen beginnt, ein Erdloch, in das sich die Feldarbeiter während eines Gewitters oft verkrochen. Wenn man nachts noch auf dem Wege zwischen Axams und Birgitz war, sah man dort oft, besonders am Johannistag abends, ein hell aufloderndes Feuer brennen und einige Mannder in der Höhle drinnen, die das Feuer beständig schürten. Kein Mensch getraute sich zu denselben näher hinzu, bis endlich ein Axamer Bursche den Entschluß faßte, das Wagestück zu unternehmen. Zum Beweise, daß er dort gewesen war, wollte er ein Hafele voll Glut mitbringen. Außer dem Häflein nahm er noch zur Sicherheit ein geweihtes Nostr und Benedictus-Pfennige mit und ging dann keck auf das Feuer los. Die Mannder stierten ihn an, sagten aber kein Wort. Der Bursche faßte ein und lief dann schnell wieder fort. Als er aber nach Axams zurückkam, hatte er das Hafele voll hellichtes Gold.
Der einstige Besitzer dieser Leite, der alte Garber, hatte von diesem Schatz seinen "greiligen" Reichtum. Einmal sah man ihn auch nachts mit einem schweren Geldsack von jener Höhle nach seiner Behausung schleichen.
*Türk = Mais
Quelle: Das Hafele voll Glut, F. Dörler,
Schätze und Schatzhüter in Tirol: ZfVk. 4, 1898, 231f zit. nach
Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 348, S. 182