Das Kasermannl
Wenn der Schneewind über den Firnen weht und die Sennen nach Mariae Geburt die Höttinger Alpen verlassen, zieht das Kasermannl mit seinen gespenstigen Herden auf dieselben. Man hört das Glockengeläut der Kühe, sowie des Mannls heiseren Ruf. Es ist gutmütig und wird nur boshaft, wenn man es reizt.
Zwei arme Kinder verirrten sich einmal auf der Umbrüggler Alpe.
Sie kamen vom Höttinger Ried herauf, um Holz zu suchen, und irrten
im tiefen Schnee herum. Da kam das Kasermannl, behielt und pflegte sie
den ganzen Winter über bei sich und schickte sie im Frühjahr
zur Mutter heim, die ihre Kinder schon längst tot geglaubt hatte.
Quelle: Salige Fräulein, Eduard Ille: Büschelzuig aus Tirol, ZfVk. 8, 1898, 324, zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 260, S. 1342