Der Teufel holte einen fluchenden Senner
Auf der Alpe Stöcklen im hintersten Oberbergtal, wo man über
den Alpeiner Ferner ins Ötztal hinübergeht, war vor Zeiten ein
Senner, Köbel mit Namen, der die schlimme Gewohnheit hatte, auch
beim geringsten Anlaß ganz schrecklich zu fluchen. Als nun wieder
einmal etwas nicht nach seinem Kopfe ging, begann er aber derart zu sakramentieren,
daß es die übrigen Senner nicht mehr anhören konnten und
sich eiligst aus der Hütte flüchteten. Als sie die Hütte
ein Stück hinter sich hatten, gewahrten sie, daß es auf einmal
auf der Alpe lebendig geworden und im Nu die Hütte von einer Schar
abscheulicher Teufelsgestalten umringt war, so daß kein Mensch mehr
hätte aus- und eingehen können. Schnell lief einer der Senner
nach Neustift hinunter und verständigte dort einen Geistlichen, der
auch bald mit dem hochwürdigsten Gute auf der Alpe erschien und die
schwarze Band auseinander jagte. Den Köbel hat aber später doch
noch der Teufel erwischt, denn wie er im folgenden Jahr die Alpe wieder
bezog und eine Zeitlang gewirtschaftet hatte, war er eines Tages spurlos
verschwunden.
Quelle: Der Teufel holte einen fluchenden Senner, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 260 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 184, S. 102